Durst & Regen

Niemand hat mich geschöpft
niemand soll mich trinken
keine fremden ströme sinken, sickern in mich ein

meine schale ist dick
meine Funktionskleidung dicht
so bleibe ich trocken und unberührt
vielleicht – mag sein – ich blühe nicht
doch mein herz schlägt klug und funktioniert

vielleicht habe ich durst
nach den wassern anderer geschöpfe
alle flüsse fließen ins meer
doch wenn mir niemand etwas schenkt
bin ich nicht schuld an schmerz, an verlust
und ströme still
wer nichts will, wird nichts vermissen

gezeiten sind mir ungeheuer
und ich bin ungeheuer vorsichtig
ich bin ein ungeheuer
durstig sein ist ziemlich teuer
für die anderen, für mich

wer sich verströmt, wird ozean
tiefe welten voller salz
ich drehe meinen wasserhahn sorgsam zu
und bade selten

so überwinde ich den durst
und niemand kann mich trinken
und ich bin sicher
bis der regen beginnt
feine wassertropfen sinken
auf mich trockene nieder
egal, ob ich das will
erbarmungslos und stetig
bedingungslos und still

der regen sickert durch die super softshelljacke
ein dünnes rinnsal körperwärts
benetzt meine haut und mein verzagtes herz
erblüht

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